Im Bild zu sehen sind die Hojos wie sie sich gerade aufstellen. Ein bunter Haufen und Fahim mitten drin. In der letzten Reihe (5. vlnr.) neben Frank Stuckemeier (hinten 4.vlnr.), dem Sensei (Meister/Trainer) der Karateabteilung steht der junge Afghane und ist nun seit drei Wochen dabei.  

Als Frank Stuckemeier auf seiner Arbeit erzählte, dass nun ein paar Flüchtlinge zu ihm ins Karate-Training kommen, war das Entsetzen groß. Irgendwie war wohl die Vorstellung, dass dort gefährliche Einzelkämpfer ausgebildet werden. Letztendlich geistern nach wie vor die Bretter zerschlagenden Bilder aus effekthaschenden Vorführungen durch die Köpfe von Nicht-Kennern dieser Kampfkunst. Auch die Ninja-Filme zeichnen ein Bild was mit der Realität des Trainings wenig zu tun hat. Allerdings war die Reaktion von zwei Müttern vom Karate-Nachwuchs mit ähnlich ängstlichen Gefühlen aufgenommen worden. Ein junger Mann aus Afghanistan hatte, ohne angekommen zu sein, schon Schrecken verbreitet.

Nun, ganz frei vom Bild der afghanischen Freiheitskämpfer kann sich wohl keiner machen. Die Medien haben uns jahrelang mit Bildern versorgt, wo eine Kalischnokow zum alltäglichen Asseccoire in den Händen eines jungen Mannes in den Bergen rund um Kabul gehörte wie die Gucci-Handtasche zur Pariser Avantgarde.

Und dann kam Fahim, ein junger 19 jähriger Bengel, um die Ecke. Kein Deutsch. kein Englisch. Etwas unsicher. Sehr nett. Und stolperte wie jeder andere Anfänger durch die ihm noch völlig unbekannten Techniken.

Mittlerweile ist er bei uns angekommen. Die Scheu wurde sehr schnell abgebaut.

Natürlich weiß keiner, was er auf seiner Reise zu uns erlebt hat oder was gerade ihn dazu bewegte diesen weiten Weg auf sich zu nehmen. Noch spricht er außer "guten Tag", "bitte/danke" nicht viel, was sich als deutscher Laut erkennen lässt. Vielleicht werden wir es nie erfahren, denn auch er wird sich dem Asylverfahren stellen müssen. Und, ob er bis dahin soviel Deutsch gelernt hat, dass er uns davon erzählen kann, ist fraglich.