Tja, das war´s  dann wohl erstmal mal mit dem "Karate strikes back" und ein weiterer Ippon (Punktwertung beim Karate) geht an Corona.

Was Bertelsmann und Miele nicht schafften - mit dem erneuten Lockdown sind wir wohl der weltweit bekannteste Kreis Deutschlands. Da ist auch mit viel Willen nichts zu wollen. Haben wir uns zwischendurch bei sommerlichem Wetter draußen getroffen und werbewirksam den Mohnspark-Hockeyplatz zum Ärgernis von ein paar Fußball-Kids bis 20 Uhr besetzt. So ist nun wieder gar nichts erlaubt. (Übrigens habe ich auf dem Platz noch nie Hockey-Spieler gesehen. Könnte die Stadt - vielleicht mal aus Jux - ein Dojo bauen? ... Ich schweife ab.)

Wenigstens haben sich zwischenzeitlich viele Ehrenamtliche privat und als Laie an ein Hygienekonzept gewagt. Hierbei habe ich mich persönlich mit ungeahnter Leidenschaft stundenlang in den Vorgaben der Stadt, den Empfehlungen des Landessportbundes und den weiteren Hinweisen des Fachverbandes - immer im Abgleich mit den tagesaktuellen Meldungen aus den Medien und mit wachsender Begeisterung hingegeben. Rechnet man diese Einzelleistung hoch für jede Stadt, jeden Verein, jede Sportart, dann ist das eine nicht unerkläckliche Menge an Zeitaufwand, die mutmaßlich investiert wurde.

Nun ja, Kino, Sauna und der andere Freizeitquatsch fiel ja eh flach. Außerdem im Supermarkt werden Plexiglasschranken aufgebaut und Abstandsmarkierungen aufgeklebt. Da will man als Karate-Abteilung des GTV nicht hintanstehen und ist gerne bereit den Kampfsportlern und Eltern der Karate-Kids mit mahnend erhobenem Zeigefinger die zehn Gebote des Hygienekonzeptes zu zuWhatsAppen (ich glaube, das Wort kann man im Duden nicht googeln, oder?). 

Und es fluppte wie geschmiert; kleine Gruppen mit viel Abstand.

 

Aber es beschleicht mich der Verdacht, dass die Fleischindustrie weder Einkaufen gehen muss noch Berührungspunkte mit dem Vereinssport pflegt, oder? Denn ein auf Facebook und sonstwo kursierendes Handy-Video offenbarte, dass Mundschutz & Abstand offensichtlich nicht Teil des dortigen Hygienekonzeptes sind. Und dann ... oh Wunder, oh Wunder, es kam zur Ansteckung.

 

 

Jetzt könnte man meinen, dass Plexigläser, Abstandschilder und Hygienekonzept entweder zu teuer oder einfach organisatorisch zu aufwendig sind ... für Europas größten Schlachtbetrieb. Immerhin muss ein bisschen Geld für die Rasenpflege des Stadions nebenan übrig bleiben. Der muss schließlich pickobello aussehen; gerade in diesen schweren Zeiten.

Insofern, was soll man sagen? Der Kreis Gütersloh befindet sich im Belagerungszustand von Bundeswehr, Katastrophenschutz und den eiligst hinzugezogenen zusätzlichen Polizeiverbänden. Siehst Du aus wie ein Wanderarbeiter, dann wirst Du direkt überprüft. (So gesehen beim Brötchen holen.) Mit dem Kennzeichen GT oder WAF brauchst du den Kreis nicht verlassen. Die netten Mitbewohner dieses Landes möchten zwar gerne am Tourismus verdienen; aber halt nicht, wenn so ein dusseliges GT das Auto-Kennzeichen ziert.

Zur Strafe - falsche Wortwahl - damit das Virus nicht auf die Bevölkerung überspringt (Was sind die Rumänen/Polen/etc. eigentlich, wenn nicht Teil der Bevölkerung, Herr Laschet?), werden die Fleischereimitarbeiter in Ihren Häusern - oder waren es Zimmer - eingepfercht. Damit wir uns richtig verstehen: die mit dem Messer in der Hand - nicht die mit der Hand am PC. Dabei wäre es doch eine nette Idee, wenn auch die Manager unter diesen Bedingungen einkaserniert würden. Vielleicht würde das die Sorgfalt und Motivation beim Schreiben eines Hygienekonzeptes deutlich steigern.

Die Situation der Leiharbeiter erscheint indes unerträglich.

Ich möchte mir gar nicht vorstellen wie es wäre, wenn ich in Polen, Rumänien oder einem Land untergebracht wäre, dessen Sprache ich kaum oder gar nicht beherrsche und dort den ganzen Tag die Decke anstarren müsste. Fernab der Heimat, der Familie, den Freunden und dem sonstigen häuslichen Komfort. Keine Ablenkung und dafür die Aussicht auf eine Ansteckung mit Corona. Was geht einem da alles durch den Kopf?