Bild: Erste Reihe 5.v.l. Markus Boy (Trainer in Reckenfeld), 6.v.l. Bundestrainer Akio Nagai Shihan 9.DAN, 7.v.l. Frank Stuckemeier (Trainer im GTV)

 

Die erste Premiere gab es für Reckenfeld bei Greven als austragenden Lehrgangsort im Münsterland / OWL. Gleich über 80 Karateka sind am 24.09.2016 angereist und 49 Prüflinge waren dabei. Und Reckenfeld hatte seine Sache gut gemacht. Alles war gut organisiert und es fehlte an nichts. Die eigentliche Premiere kam aber von unserem Bundestrainer.

Diesem wurde während der WM in Jakarta sein nächster Meistergrad verliehen. Und nun gab er uns als frischgebackener 9.DAN seinen ersten Lehrgang. Bescheiden wie er ist, wollte er diese Tatsache eigentlich still und leise unter den Tisch fallen lassen. Nicht mit uns. Eine kleine Aufmerksamkeit war ganz klar ein MUSS. Nur was schenkt man einem Bundestrainer mit starken japanischen Wurzeln. Ein Pokal, ein Zinnteller oder das klassische japanische Schwert - die Katana? Diese fristen schnell nur ein bescheidenes Dasein im Wandschrank. Da er sich gerade Wohnungstechnisch verkleinert hatte, kam das auch kaum in Frage.

Außerdem sprengt die Anschaffung einer Katana deutlich den finanziellen Rahmen. Wiederum ein Wakizashi, das japanische Kurzschwert, sollte es dann aber auch nicht sein. Es wurde von den Samurai im alten Japan nicht nur zur Selbst-Verteidigung eingesetzt, sondern vor allen Dingen auch zur Selbst-Entleibung; dem sog. Seppuku (nicht Harakiri wie viel meinen). Dieser Freitod war nicht so frei wie im Namen aufgeführt und erfolgte nur, um die Schmach einer Niederlage oder ähnliches zu verhindern. Diese Botschaft wollten wir nun nicht spielen.

Gut verschenkt sich etwas, was sich schnell verbraucht. Auf der anderen Seite ist der sonst gern gesehene italienische Fresskorb nicht unbedingt die erste Wahl, weil die deutsche Leidenschaft für alles mediterrane nicht von jedem Japaner geteilt wird. Es war nicht einfach.

Aber deutsches Bier. Das hat ein hohes Ansehen in Japan. Ich will mal sagen zurecht. Außerdem: Als ich 1994 zur WM in Tokio, Japan war, durfte ich zusammen mit Akio Taoka für unseren Sensei zwei 5Liter Fässer Wahrsteiner zu einem seiner guten Freunde bringen. 

Und so wurde vom Bierzwerg aus Greven ein Fresskorb der besonderen Art überreicht. 

Bild: "Fress"-Korb mit vielen Biersorten und die Sensei v.l.n.r. Clyde White (Maeda, Bad Oeybhausen), Thomas Steiling (Hojo, Beelen), Markus Boy (Kamakura, Reckenfeld), Akio Nagai Shihan (Bundestrainer Deutschland), Jean-Claude Carmagnole (Taiyo, Herford), Michael Surkau (Shimazu, Greven), Jörg Fichna (Yamauchi Yodo, Ostbevern), Frank Stuckemeier (Hojo, Gütersloh)

 

Trainiert haben wir im übrigen auch. Nachdem Sensei mir in der Pause noch ein "gute Idee" zuflüsterte lies er sich gerade für den Sonntag Morgen eine besondere Einheit als Dankeschön einfallen. Es wurden lange Reihen aufgemacht und jeder musste mit Tsuki oder Geri (Faust oder Fußtechnik) einmal doch die ganze Bahn durch. Es fingen die Schwarzgurte an, dann kam die Mittelstufe und danach die Unterstufe.

Sicherlich war das gerade für die kleineren Karate-Kids eine bleibende Erfahrung wie eine Horde kampfeslustiger wild gewordener Schwarzgurte laut brüllend von einem zum anderen sprang, um seine Technik anzubringen. Nachdem der erste Schreck verdaut war, taten diese es aber den Großen gleich und wühlten sich durch die Reihen. Die klasse Stimmung bei solch einem Training kennt jeder Aktive - und was sagen wir den Nicht-Aktiven: fangt endlich an mit Karate!

Danach ging es zu den Prüfungen. Man darf ein Kompliment an alle Teilnehmer geben; ein schönes Leistungsniveau wurde gezeigt. Die Hojo waren diesmal nicht dabei, werden sich aber anstrengen es Euch beim nächsten Lehrgang in OWL gleich zu tun - da bin ich mir sicher. OSS